Liebe Freunde und Freundinnen,
ein halbes Ladenjahr ist schon wieder vorbei und wer unseren Newsletter liest und unser erstes Update kennt, weiß, dass unser Mietvertrag
Ende Oktober ausläuft.
Wir sind in dieses Jahr gestartet mit dem Wissen, dass wir eine Entscheidung treffen müssen. Und nun haben wir sie getroffen, unter Abwägung aller Erfahrungen, bleibenden Möglichkeiten und Zukunftsvisionen, und teilen euch mit, dass wir den Mietvertrag nicht verlängern und unseren Laden schließen werden.
Damit wir nicht länger um heiße Breie oder über ungelegte Eier reden müssen, verkünden wir das nahende Ladenende, das am 18.10. sein wird, jetzt schon. So bleibt uns Zeit, alles nochmal doppelt
zu genießen, was wir mit euch erleben, aber auch Zeit Abschied zu nehmen von vielen tollen Leuten, die unsere Freunde und Freundinnen geworden sind (deshalb
auch immer die gleiche Anrede, siehe oben).
Wir würden uns freuen, wenn ihr die verbleibende Zeit mit uns zusammen genießt und uns bei eurem Buch- und Comickauf treu bleibt, damit wir ohne Altlasten oder Restschulden in eine neue Zeit
starten können.
Ihr könnt bis fast zum letzten Tag noch eure Bücher und Comics bei uns bestellen, euch Lektüretipps nebst Likör kredenzen lassen, an unseren Workshops teilnehmen und mindestens noch eine Lesung
besuchen.
Natürlich wird es eine Abrissparty geben, wenn die Zeit gekommen ist. Aber erstmal bleiben uns noch drei volle Monate, diesen Ort zu zelebrieren, den wir die letzten fast sechs Jahre bewohnt und
gelebt haben.
Cooler Tipp: Löst eure Gutscheine ein, die noch bei euch rumliegen, denn nach Mitte Oktober werden es nur noch Zettel sein, die ihr als fesche Lesezeichen verwenden könnt.
Und hier noch kurze Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Warum müsst ihr schließen?
Die Jahre 2022 und 2023 waren sehr kräfte- und geldzehrende Jahre und wir mussten, weil unser Mietvertrag in diesem Jahr ausläuft, die Entscheidung treffen, ob wir um 3 Jahre verlängern oder
nicht. Da sich auch 2024 keine Umsatzbesserung eingestellt hat und wir keine Reserven mehr haben, haben wir entschieden, WAYNE & ISLEY zu schließen.
Habt ihr eine Mieterhöhung bekommen?
Nein.
Aber die anderen Kosten haben sich in den 5 Jahren verdoppelt.
Tut es euch weh schließen zu müssen?
Da wir seit 2020 von einer Weltkrise in die nächste stürzen, hatten wir einen sehr langen Zeitraum, um uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass es immer auch enden könnte. Wir hätten natürlich gern
weitergemacht, aber wir haben in der Zeit, die wir hatten, alles an schönen Dingen mitgenommen, was möglich war.
Wie geht es weiter? / Was macht ihr danach?
Yves bleibt seinem Job bei der AWO als Betriebsratsvorsitzender, den er parallel zum Laden ausgeübt hat, treu. Und Dana nimmt gern Stellenangebote (auch nicht buchbezogene) entgegen :-)
Habt ihr Schulden gemacht?
Bisher nicht und wir hoffen, bis zum Ende die Fixkosten decken zu können.
Habt ihr keine Corona-Hilfen bekommen oder Fördermittel?
Für die Corona-Soforthilfen war unser Unternehmen damals zu jung und rutschte durchs Raster, Förderkredite wollten wir nicht aufnehmen und unsere Bewerbung für den Deutschen Buchhandlungspreis
wurde leider nicht gekrönt.
Gab es keine anderen Möglichkeiten? aka „Warum habt ihr kein Café im Laden aufgemacht?“
Wir haben, für das was wir zu zweit stemmen konnten, die Möglichkeiten ausgereizt. Wir haben viele Hilfsangebote erhalten, viele haben für uns über Crowdfunding oder Marketing nachgedacht, uns an
Freunde*, Nachbarn, Kollegen weiterempfohlen, Gutscheine verschenkt oder uns in Nachbarschaftsforen angepriesen. Über uns wurde ein ganzseitiger Zeitungsartikel für den Tagesspiegel verfasst, um uns zu helfen. Leider hat sich das alles nicht im Umsatz gezeigt und das gewagte Projekt Gastro ist nichts, was wir uns
zutrauen oder gar können.
Schließt ihr, weil alle ihre Bücher online kaufen, keiner mehr liest und alle nur noch Netflix gucken?
Wir haben nicht den Eindruck, dass keiner mehr liest, auch wenn die Aufmerksamkeit und die Zeit knapp sind.
Wir konnten zuletzt bei der Leipziger Buchmesse und beim Berliner Bücherfest, aber auch alle zwei Wochen bei unserer Veranstaltung LEKTÜRE&LIKÖR eine große Liebe für das Buch und das Lesen beobachten. Aber das Leseverhalten („ich schaffe weniger und meine Stapel sind unendlich hoch“) und die Art des Konsums (Lieber leihen, statt kaufen. Man muss nicht alles besitzen.) haben sich verändert.
Gleichzeitig haben uns Lieferanten und Lieferketten das Buchladenleben schwer gemacht. Wir konnten sehr viele Bestellwünsche nicht erfüllen oder nur über Umwege, die sich für uns nicht wirklich rentieren. Dass es der Einzelhandel momentan so schwer hat, liegt an einer Vermischung vieler einzelner Faktoren, die für jedes Unternehmen unterschiedlich schwer wiegen.
Für uns steht nach über fünf Jahren nun fest, dass wir mit all unseren Aktionen und unserem einzigartigen Konzept des Buch- UND Comicladens, der eher auf Minimalismus und Ruhe, denn auf Überfülle und Massenware setzt, nicht den Umsatz erzielen, den wir bräuchten, um den Laden und uns darin zu erhalten.
Bereut ihr, das Risiko eingegangen zu sein und das Geld, das ihr investiert habt, nicht anders genutzt zu haben?
Keine Sekunde, keinen Cent, keinen Aufwand, keine Investition, ob materiell oder ideell, haben wir je bereut, für das, was wir die letzten Jahre dafür bekommen haben und erleben durften.
Wir danken allen, die uns immer unterstützt haben. Ihr seid toll!
*und alle -innen und mitgemeinten